Bei der Zelebration von Pongala werden Kasten- und Religionszugehörigkeit überwunden.

In der hinduistischen Tradition werden die täglichen Opfergabenhandlungen von den Poojaries - Priestern - im Allerheiligsten der Tempel zelebriert.
Doch einmal im Jahr, Ende Februar - Anfang März wird im Rahmen der grossen Tempelfestivals in Süd Kerala und Tamil Nadu eine Opfergabenhandlung - Pongala - zwar nicht im Allerheiligsten des Tempels, aber im Tempelgelände und außerhalb auf den Strassen und Plätzen von Frauen zelebriert.
Am Freitag, den 09.03.2007 habe ich die Zelebration von Pongala zu Ehren von Sree Puthiyakaavu Devi, eine Inkarnation von Durga Devi, ( die Göttin Durga ist die Mutter aller Götter und somit Gott ) am Devi Kshetram ( Tempel ) und in den Strassen von Kollam erlebt.

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Nach Aussagen der Tempelpriester nehmen mehr als 100 000 Devotees ( begeisterte Anhänger/innen ) an der Zelebration von Pongala teil. Nach den Gebetszeremonien im Allerheiligsten bringen Priester das heilige Feuer von den Oellampen zu den Frauen, damit sie ihre holzbefeuerten Öfen, auf denen sie ihre Opferspeisen zum Überkochen bringen wollen, anzünden können. Die Frauen zünden dann untereinander ihre Holzspäne an.

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Dann zünden sie das Holz unter ihren Öfen an.

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Gekocht wird eine Reis-Süßspeise - Payasom - mit braunem Zucker, Mandeln, auch Linsen und Rosinen.

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Pongala bedeutet Überkochen. In der Tradition von Pongala muss die Speise leicht überkochen.

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Im Tempel wird diese Süßspeise in zwei grossen Kupferkesseln von den Priestern gekocht. Auch hier soll die Speise überkochen.

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Die tiefe spirituelle Bedeutung des Überkochen von der Speise ist:

Wir opfern Dir O Göttin Durga in Fülle unsere Gaben. Segne sie, damit sie unseren Leib stärken und heilen,
unserem Geist Kraft geben, Deinen Willen zu tun,
und unserer Seele Reinheit verleihen, damit wir eins mit Dir O Göttin Durga werden.

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Göttin Puthiyakaavu ( Göttin Durga )

Das ist der Tag der Frauen. Sie übernehmen mit den Priestern die Zubereitung der rituellen Opfergaben. In dieser patriarchalischen Welt ein Ereignis ohnegleichen.
Die Frau zwar am Herd, aber hier wie die Priester die rituell Handelnde.
So ist die Zelebration von Pongala zwar ein zarter, aber gleichwohl dynamischer und progressiver Prozess im Verständnis von Menschen, dass Frau und Mann vor Gott gleich sind.

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Zwei Männer habe ich vor dem Tempel in der Reihe der Frauen gesehen, die Pongala zelebrieren. Sie wollen zeigen, dass Pongala nicht nur von Frauen zelebriert werden kann.

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Männer zelebrieren Pongala

In der ganzen Stadt herrscht ein reges Treiben. Schon Wochen vorher werden die Töpfe aus Ton für dieses Ritual gekauft.

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Töpfe aus Ton

Die Herde sind nur aus drei oder vier zusammengelegten Steinen gebaut, auf die die Töpfe gestellt werden.

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Darunter wird ein Holzfeuer gemacht.

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Wie bei jedem religiösen Fest, und Pongala ist wohl eins der grössten religiösen Feste auf der Welt, blüht das Geschäft. Die Stadt ist voll von Besuchern. Hotels, Restaurants, Geschäfte, alle profitieren von der Opfergabe.
Am Tag des Pongala scheint es so, als seien alle Menschen ohne Kastendenken. Jeder hilft Jedem. Die Menschen, die an den Strassen wohnen, in denen die Frauen ihre Speise kochen, helfen wo sie können.
Diane Jenett, eine Psychologieprofessorin aus Amerika, die selber die Zeremonie mitgefeiert hat und ihre Dissertation ( Red Rice for Bhagavathy / Cocking for Kannaki ) darüber geschrieben hat, sagt:

Pongala hilft uns, Gott in Jedem von uns Menschen zu sehen.

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